100 Jahre Schule in Dresden Cotta
Wohin geht die Reise?

Wenn das Gymnasium Dresden- Cotta vom 4. bis 8. Oktober 2011 in einer Festwoche das einhundertjährige Bestehen seines Gebäudes feiert, dann wollen wir uns freuen, dass wir da sind, eine Größe in der Schullandschaft- nicht nur des Dresdner Westens. Kontinuierlich steigende Schülerzahlen beweisen es: wir sind wieder gefragt. Das stellt uns vor neue Aufgaben und hohe Anforderungen. Wie sind unsere „Altvorderen“ mit den Erfordernissen ihrer Zeit umgegangen? Der Blick zurück ist manchmal notwendig, um das Gesichtsfeld zu erweitern und die Sicht nach vorn frei zu machen.

Die Schule der Gemeinde Cotta, eingeweiht am 8. Oktober 1869, war Anfang des 20. Jahrhunderts zu klein geworden, um die förmlich explodierende Kinderzahl aufnehmen zu können. Man versuchte, mit zahlreichen An- und Erweiterungsbauten der Situation gerecht zu werden, doch all das konnten nur Notlösungen sein. Ein neues Gebäude musste her, um den veränderten Bedingungen der sich entwickelnden Großstadt Dresden, in die Cotta bereits 1903 eingemeindet worden war, Rechnung tragen zu können. Der Stadtrat übertrug deshalb seinem Stadtbaudirektor Erlwein den Bau der damals modernsten und größten Schule Sachsens am Ort der damaligen XIII. Bezirksschule und des heutigen Gymnasiums Dresden-Cotta.
Nach den Sommerferien 1911 wurde die neue 34. Bezirksschule ihrer Bestimmung übergeben. 3000 Kinder hatten nun in den 64 Räumen der streng getrennten Knaben- und Mädchenteile Platz zum Lernen.
Im Volksmund wurde sie „Millionenschule“ genannt, wohl weil der Bau die damals unvorstellbar hohe- heute unvorstellbar geringe- Summe von annähernd einer Million Mark gekostet haben soll. Auch als „Weiße Schule“- vielleicht erstrahlte der Schulneubau gänzlich in dieser Farbe- und als „Rübezahlschule“- wegen des Wandbildes am Nordflügel- ist sie den alteingesessenen Cottaer Bürgern und ehemaligen Schülern seit jener Zeit bekannt.

Bald schon veränderten die beiden Weltkriege des vorigen Jahrhunderts auch die materielle Situation der Schule. Im Ersten Weltkrieg wurden alle Kupferteile des Gebäudes, darunter Dachrinnen und Fensterschutzbleche, für die Kriegsproduktion eingeschmolzen. Noch schlimmer trafen die Folgen des Zweiten Weltkriegs das Gebäude. Bei der Bombardierung von Cotta im Januar 1945 wurden durch die Druckwelle die Fenster zerstört. Das Flammenmeer der Luftangriffe des 13. bis 15. Februar hatte die Schule nicht verschlungen, aber wenige Tage vor Kriegsende, am 17. April 1945, traf eine Bombe den Baukörper und durchschlug ihn bis zum Keller. Die Lernstätte von über 2000 Kindern war zerstört.

Im Herbst 1945 begann der Schulbetrieb in Cotta, ausgelagert in die 37., später in die 12. Grundschule. Erst 1949 konnte der Unterricht im Südflügel wieder aufgenommen werden. Nach und nach kamen auch die anderen Gebäudeteile hinzu. So beherbergte das Haus nun auch die 34. Grundschule, die Oberschule West, später die Hilfsschule West und die Kinder- und Jugendsportschule.
Seit der Ausrichtung auf das „einheitliche sozialistische Bildungssystem“ in der DDR diente unser Gebäude nicht nur schulischen Zwecken. Das Pionierhaus West, ein Kindergarten, die Schulpsychologische Beratungsstelle, die Kinderstomatologie und das Chemielabor Dr. Felber hatten seit den Fünfzigerjahren ihre Heimstatt hier neben der ab 1959 so genannten 34. Zehnklassigen Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule, der 34. POS, die 1984 den Namen „Ernst Moritz- Arndt“ erhalten sollte.
Die gesellschaftlichen Veränderungen des Jahres 1989 brachten viele Ideen hervor, welchen Stellenwert Schule künftig einnehmen soll, wie sie inhaltlich auf dem Weg ins neue Jahrtausend ausgestaltet werden kann. Man greift auf Altbewährtes zurück: 1992 nimmt das Gymnasium Dresden-Cotta mit 1406 Schülern und 96 Lehrern seine Arbeit auf.

Seitdem sind nunmehr fast 20 Jahre vergangen. Viel hat sich getan in dieser Zeit. Nicht nur zahlreiche bauliche Maßnahmen und Instandsetzungsarbeiten, zu denen unbedingt die Neugestaltung der Außensportanlagen und des Schulhofes sowie der Einbau eines Aufzuges und des behindertengerechten Eingangs gezählt werden müssen, machen den Raum Schule lebenswert. Vor allem die Arbeit der Schüler, Lehrer und Eltern des GDC kann sich sehen lassen. Unsere Ergebnisse der Abiturprüfungen, Teilnahmen an Wettbewerben, Schulmuseum, Theater- und Sportgruppen, Ganztagsangebote, Schulclub, Schülerradio „Resonanz“ und nicht zuletzt die im vergangenen Schuljahr auf den Weg gebrachte Neugestaltung des Fächerverbindenden Unterrichts zeigen, dass Lernen und Lehren in unseren alten Mauern Freuden machen, weil sie hohen Ansprüchen gerecht werden.
Deshalb müssen wir, auch angesichts knapper öffentlicher Mittel, darauf bestehn, dass das GDC dafür ausgerüstet wird, den Anforderungen an modernen Unterricht, den veränderten Bedingungen für Bildung und Erziehung in Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden.

Unsere Reise geht ins zweite Jahrhundert des Bestehens der Schule. Wird es eine Zweihundertjahrfeier geben? So weit in die Zukunft können wir nicht blicken. 2016 jedoch, zum 105. Geburtstag der Cottaer Schule sehe ich ganz deutlich: unsere Schüler treiben Sport in ihrer neu errichteten Turnhalle, sie nehmen ihr Mittagessen in einer modernen Mensa ein und singen der Schule ein Geburtstagsständchen auf der Freilichtbühne, die nun ein Dach hat, oder bei Regenwetter in der neuen Aula.
Aber: es wird diese Zukunft nur geben, wenn wir heute Bedingungen dafür schaffen.

C. Wendsche